Von der Trauer über die Wut zur Hoffnung
Ist es die Großmutter, die Mutter oder ein Geschwisterkind? Wer wird auf der Bühne von Sonja Lenneke so liebevoll aufgebahrt, und wer sind die beiden Puppen, einer jünger, einer älter, die so intensiv trauern? Das wird nicht gesagt, und so kann jeder Zuschauer seine eigene Geschichte erleben.
Frau Lenneke schafft es, ohne Worte und nur über die Führung der Figuren alle großen und kleinen Zuschauer in den Bann zu ziehen. Schon beim ersten Blick auf die ausdrucksstarken Gesichter und die expressive Körpersprache werden die Puppen lebendig. Vorsichtig streichelt der Rotschopf über den toten Körper, um sich gleich darauf zusammengekrümmt zu ihren Füßen hin zu kauern. Der Grauhaarige schnüffelt an der kuscheligen grünen Jacke der Verstorbenen, die noch über dem Küchenstuhl hängt, um sie gleich darauf in einem Wutanfall weg zu werfen, er schlägt das Geschirr vom Tisch und bricht schluchzend zusammen, den Kopf auf dem Boden auf das grüne Kleidungsstück gepreßt. Ergreifend, wie der Rotschopf kommt und sich in derselben Körperhaltung neben ihn kauert, auch er das Gesicht in ein Tuch kuschelnd. Beide teilen die Trauer, noch jeder für sich, aber im Verlauf der Geschichte drücken und trösten sie sich gegenseitig.
Beide werden in ihrer Trauerphase begleitet von vier großen Figuren, die durch liebevolle Gesten, Geschenke oder einfach ihr Dasein einen Halt bieten im Sturm der Gefühle.
Mehr soll hier nicht erzählt werden, denn wer jetzt auf das Stück neugierig geworden ist, wird sicher noch die Gelegenheit bekommen, es zu sehen. Frau Lenneke kündigt die Termine auf ihrer Homepage an: www.hand-und-raum.de
Nur soviel sei gesagt, daß das Stück versöhnlich und hoffnungsvoll endet: Der Rotschopf und der Grauhaarige haben intensiv ihrer Trauer und ihrer Wut Ausdruck gegeben. Sie haben dadurch Kraft gesammelt, loszulassen und mutig den neuen Lebensweg zu beginnen. Immer im Gepäck: ihre kostbaren Erinnerungen.